400 Jahre Marktgemeinde

Zur Geschichte unserer Gemeinde:

Urgeschichte, prähistorische Funde


Bis vor rund 2,6 Millionen Jahren lag unsere Region an der Uferzone eines Meeres. In zahlreichen Quarzsandlagerstätten um St. Georgen wurden bis zu 40 Millionen Jahre alte Fossilien gefunden.

Bedeutende prähistorische Funde wurden z.B. im nahegelegenen Gusen, am Koglberg, am Frankenberg, am Luftenberg, in Pürach, im Weingraben und in Schörgendorf gemacht. Alte Fährstellen über die Donau und alte Salztransportwege im Bereich des Gusen-Flusses von bzw. nach Böhmen haben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Entstehung von frühen menschlichen Ansiedlungen in der Region begünstigt.


Handel und Wirtschaft im 16. und 17. Jahrhundert


Seit ca. 1600 führte auch die sogenannte Hauderer-Straße - ein alter Handelsweg entlang des nördlichen Randbereiches der Donau - durch St. Georgen/Gusen. 1288 kam St. Georgen unter die Herrschaft von Steyregg. Laut Hinweisen in mehreren Dokumenten wurde die Gemeinde 1611 unter der Regierung von Kaiser Mathias I. zum Markt erhoben. Es gibt auch Anhaltspunkte, dass die Markterhebung bereits früher erfolgte, jedoch keine Bestätigung für eine konkrete Jahreszahl.

Die Steyregger Urbare von 1583 und 1597 bestätigen schon damals die jeweils am Georgitag abgehaltenen Kirchtage. Ende des 16. Jahrhunderts wurden auch die Kirchtage der ehemaligen Kirche auf dem Frankenberg am Mittfastensonntag und am Tag des Heiligen Johannes Babtistae nach St. Georgen verlegt.


Jüngere Geschichte


Die Gemeinde liegt heute am Eingang des von der Donau abzweigenden Gusentales, dessen Bedeutung für den Nord-Süd-Verkehr durch die Summerauer-Bahn unterstrichen wird. Diese Eisenbahnlinie wurde in der heutigen Trassenführung 1873 fertiggestellt. Sie ist im weiteren Sinne die „Nachfolge“ der Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-Gmunden, die bereits ab 1825 von Böhmen ausgehend errichtet wurde, deren Streckenverlauf allerdings noch nicht durch St. Georgen führte. Die Inbetriebnahme der neu trassierten Eisenbahnlinie von Budweis nach Linz im Jahr 1873 brachte einen weiteren Aufschwung für St. Georgen. Die Gemeinde entwickelte sich unter anderem zu einem Ausflugs- und Wanderziel und einem Badeort für Einwohner/-innen der Stadt Linz.

1896 wurde in St. Georgen ein Vorschuss-Kassenverein als Vorläufer der späteren Raiffeisenbank für die Pfarre St. Georgen gegründet, 1897 auch eine Ortsgruppe der sozialdemokratischen Partei und 1898 noch eine Kinderbewahranstalt der Pfarre.

Die von einem Marktrichter verwaltete Marktkommune wurde am 27. Dezember 1931 samt Vermögen in die heutige Marktgemeinde überführt, welche seit diesem Datum auch den heiligen Georg offiziell im Marktwappen führt.


Zeitgeschichte


In den frühen Jahren des Zweiten Weltkrieges wurde der Marktort zum Sitz der „Granitwerke Mauthausen“ der deutschen Erd- und Steinwerke GmbH Berlin (DEST) und zu einer wirtschaftlichen Kommandozentrale für den Betrieb der Konzentrationslager Gusen und Mauthausen. In den Jahren 1941 bis 1943 wurde die Schleppbahn zwischen dem Bahnhof St. Georgen und dem Konzentrationslager in Gusen erbaut.

Ab Jahresbeginn 1944 wurde unter der Tarnbezeichnung „B8 Bergkristall“ unweit des Ortszentrums durch die DEST unter strengster Geheimhaltung und unter brutalsten, mörderischen Arbeitsbedingungen deren zweitgrößte unterirdische Fabrik für die serielle Produktion von Messerschmitt-Düsenjagdflugzeugen (Me 262) erbaut. Auch der dazugehörige SS-Führungsstab B8 war damals in St. Georgen eingerichtet.

St. Georgen und die Konzentrationslager in unserer Umgebung wurden am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit. Diesen folgten im August 1945 sowjetische Besatzungstruppen, welche das in St. Georgen befindliche Deutsche Eigentum nach Nutzung zu Gunsten der USIA erst 1955 wieder der jungen Zweiten Republik Österreich übergaben.

Die Zeit der grausamen Diktatur der Nationalsozialisten und des von ihnen und ihren „Hintermännern“ angezettelten Zweiten Weltkrieges wird in der Region von einer engagierten Gruppe von Menschen seit nunmehr bald 30 Jahren genau analysiert und erforscht. Diese Gedenkdienst-Arbeit hat schon viele wertvolle, zum Teil auch international sehr beachtete Aktivitäten hervorgebracht. Zuletzt wurde das Projekt „Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St.Georgen“ initiiert, in welchem sich die betroffenen Gemeinden gemeinsam mit dem Innenministerium eine offensive Auseinandersetzung mit dem Thema zum Ziel gesetzt haben, um zu informieren und aufzuklären. Dadurch soll Entwicklungen entgegengetreten werden, die ähnlich autoritäre und letztlich menschenverachtende und mörderische Ideen verfolgen wie das wahnsinnige Terror-Regime der Nazis. „Wehret den Anfängen“ lautet das Motto dieser Bemühungen um eine friedliche und demokratische Zukunft.

Die Zeit des NS-Terrors und des Zweiten Weltkrieges in unserer Region ist auch in mehreren Publikationen gut dokumentiert, unter anderem in einem ausführlichen Beitrag im neuen Geschichtebuch unserer Gemeinde. Außerdem ist es kürzlich, nach jahrelangen Bemühungen, der Gemeinde endlich gelungen, vor dem Haupteingang der unterirdischen Stollenanlage „Bergkristall“ (ehemaliges Flugzeugwerk während des Zweien Weltkrieges) ein öffentliches Areal zu schaffen.


Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg


Die während des Zweiten Weltkrieges auch in Linz errichteten Groß-Industrien führten ab den 1950er-Jahren zu einem raschen Anwachsen der Bevölkerung. 1950 wurde zur Linderung der Raumnot in der Volksschule in einer früheren Küchenbaracke der DEST eine Hauptschule eingerichtet.

Die traditionellen Jahrmärkte wurden damals auch auf Georgi und Simoni beschränkt. Noch am 2. April 1951 erteilte die oberösterreichische Landesregierung die Erlaubnis, jeweils zu Georgi eine Hengste- und Rinderschau abzuhalten, welche erst ab 1960 seine Bedeutung verlor.

1964/1965 wurde schließlich wegen des starken Zuzuges die Gemeinde Langenstein aus dem Schulsprengel herausgelöst, um 1970 dann auch die Gemeinde Luftenberg. Bis 1965 war das Standesamt St. Georgen auch für die Einwohner der Gemeinde Langenstein zuständig. 1974 wurde St. Georgen auch Standort einer vorerst durch die Marktgemeinde getragenen Musikschule, welche 1978 als Landesmusikschule durch das Land Oberösterreich übernommen wurde.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich St. Georgen/G. von einem noch landwirtschaftlich geprägten Marktort zu einer modernen Wohngemeinde mit erstklassiger Verkehrsanbindung im Nahbereich der Landeshauptstadt Linz und umfangreicher Infrastruktur für die Region.


Im Jahr 2011 feiert die Marktgemeinde St. Georgen/Gusen das Jubiläum

„400-Jahre-Markt“. Gemeinsam mit den Vereinen und mehreren Organisationen wurden zahlreiche Festveranstaltungen durchgeführt. Außerdem wurde aus diesem Anlass anstelle der seit vielen Jahren vergriffenen Ortschronik im gleichen Jahr ein neues, äußerst hochwertiges St. Georgener Geschichtebuch herausgegeben. Dieses ist bei allen St. Georgener Vereinen und bei der Gemeinde St. Georgen erhältlich.


Das Geschichtebuch anlässlich  400 Jahre Markt St. Georgen ist jederzeit im Gemeindeamt käuflich erwerbbar.

Stückpreis € 19,00